Eine App, die Leben rettet – das ist das Ziel des Zürcher Start-up-Unternehmens Uepaa Swiss Alpine Technology. Die App soll Skifahrern, Snowboardern und Wanderern aus der Patsche helfen, sobald sie sich in einer Notfallsituation befinden, aus der sie sich nicht mehr selbst befreien können. Die Idee dazu kam Gründer und Elektroingenieur Mathias Haussmann 2010, als er selbst in den Bergen unterwegs war. Der 39-Jährige ist begeisterter Freerider. Als Familienvater realisierte er jedoch plötzlich, welche Risiken er damit eingeht: «Ich dachte, es bräuchte ein System, mit dem sich Freerider, die oft allein unterwegs sind, mit anderen Freeridern zusammentun können, um im Notfall ein Sicherheitsnetz zu haben.» Dieser Gruppen-Gedanke wird zum entscheidenden Faktor für die App, die voraussichtlich im nächsten Jahr auf den Markt kommen wird. Denn eine Rega-App, mittels der ein Notruf gestartet werden kann, existiert bereits. Diese hat jedoch einen grossen Nachteil: Um den Notruf zu tätigen, braucht der Verunglückte ein Handy-Netz und muss bei Bewusstsein sein.
Von Smartphone zu Smartphone
Eine neue Technologie, die an der ETH in Zürich entwickelt wurde, soll diesem Problem Abhilfe schaffen: Sie sorgt dafür, dass die lebensrettende Uepaa-App nicht nur dann Alarm schlägt, wenn der Betroffene Empfang hat und selbst einen Notruf tätigen kann. Uepaa will eine Anwendung auf den Markt bringen, die auch dann Alarm schlägt, wenn sich der Verwundete in einem Funkloch befindet. Dies soll funktionieren, indem Smartphones auch untereinander Kontakt aufnehmen und das Notsignal solange weiterleiten, bis dieses aus dem Funkloch in ein Handynetz gelangt und so Uepaa erreichen kann. Zudem soll die Anwendung auch die Bewegungen der Nutzer erkennen, also beispielsweise merken, wenn ein Wanderer abstürzt und lange liegen bleibt. Selbst wenn der Verwundete dann nicht mehr selbst Alarm schlagen kann, aktiviert die Anwendung automatisch den Notruf. Das kann natürlich heikel sein und würde mit der heutigen Technik zu Fehlalarm führen – doch auch da sollen wieder die Smartphones der Bergsportler in der Umgebung zum Einsatz kommen. «Gerade hier hilft unsere Technologie. So werden Bergsportler in unmittelbarer Nähe in die Qualifikation des Notrufes, für allfällige erste Hilfe und zur Weiterleitung mit einbezogen», so Haussmann.
Die Finanzierung
Damit dieses System funktioniert, ist es von wesentlicher Bedeutung, dass die App von so vielen Personen wie möglich genutzt wird. Denn nur dann kann das Start-up ein dichtes Netz an Benutzern erreichen und so die sogenannt epidemische Verbreitung gewährleisten. Die Basisfunktionen der Uepaa-App sollen für den Nutzer deshalb gratis erhältlich sein. Finanzieren will sich Uepaa durch Zusatzfunktionen wie beispielsweise die Personenüberwachung, die gegen eine Tages-, Wochen- oder Saisonpauschale erhältlich sein wird.
Um so weit zu kommen, brauchte das Start-up jedoch erstmals genügend finanzielle Mittel. «Im Mai 2011 begann ich damit, mich um die Finanzierung zu kümmern», so Haussmann. Bis Ende Jahr hatte er dank Förder- sowie Investorengelder genügend Mittel zusammen, um durchzustarten. Unter anderem erhielt Uepaa von Venture Kick ein Preisgeld von 130’000 Franken. Genauso essentiell war es für die Jungunternehmer, namhafte Partner für sich zu gewinnen. «Auch das ist uns gelungen», meint Haussmann, will aber derzeit noch keine Namen nennen. Bekannt ist jedoch, dass Uepaa bereits jetzt eng mit der Rega zusammenarbeitet.
Blick in die Zukunft
Derzeit befindet sich Uepaa im Wechsel von der Beta-Entwicklungsphase der App in die eigentliche Entwicklung der App. «Eine der grössten Hürden ist es, diese revolutionäre Technologie aus dem Labor-Stadium der ETH in ein vermarktungsfähiges und skalierbares Produkt zu bringen», so Haussmann. Eine weitere Herausforderung werde dann auch die Zulassung in den Stores von Google und Android sein. «Gerade mit unserer neuen Technologie reizen wir die Möglichkeiten der Geräte aus. Diesen Punkt gilt es daher nicht zu unterschätzen», erklärt der Uepaa-Gründer. Das Ziel des Start-ups ist es, mit der Dienstleitung den gesamten europäischen Alpenraum abzudecken. Neben einem erfolgreichen Start der App setzt dies weitere Partnerschaften mit Rettungskräften der umliegenden Alpenländer voraus. Den grössten Markt sieht das Unternehmen nicht etwa bei den Wintersportlern sondern im Sommergeschäft. «Wandern ist nach wie vor der gefährlichste Sport der Schweiz mit der höchsten Todesrate», so Haussmann. Die App soll zudem ein Produkt für Jedermann sein, also auch für jene, die sich kein professionelles Tracking-, Rettungs- oder Alarmierungs-Equipement leisten können oder wollen.
(dv)