Software aus der Cloud bietet zahlreiche Vorteile: Kostentransparenz, Flexibilität und Sicherheit sind nur einige davon. Wer mit Software aus der Cloud arbeitet, muss sich auch nicht mehr um Wartung, Betrieb oder Weiterentwicklung der Software kümmern und hat so mehr Zeit für sein Kerngeschäft. Für Buchhaltung oder Dokumentenmanagement hat sich Software as a Service (SaaS) bereits etabliert. Aber auch im Bereich Marketing ist SaaS ein Thema – insbesondere beim Online-Marketing. Interessant ist dies insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen. Sie haben zwar die gleichen Marketing-Aufgaben zu erfüllen wie Grossunternehmen, müssen aber häufig mit weniger personellen und finanziellen Ressourcen auskommen. Bei KMU sind deshalb Instrumente gefragt, die das Marketing erleichtern. Marketing-Applikationen aus der Cloud können hier eine Variante sein.
Zuerst testen
Die Funktionsweise von Marketing-Applikationen aus der Cloud ist immer ähnlich: Die Programme müssen nicht installiert werden, sondern werden via Login auf einer Internet-seite erreicht. Man kann also vom klassischen Vorteil der Cloud-Applikationen profitieren: Eine Internet-Verbindung und einen Browser vorausgesetzt, kann man sie von überall her bedienen. Logins beziehungsweise Benutzerlizenzen können innerhalb des Unternehmens weitergegeben werden. Dies erleichtert die Zusammenarbeit im Team und spart Kosten. Um herauszufinden, welches Tool sich für die eigenen Zwecke am besten eignet, sind Test-Accounts empfehlenswert. Diese können bei vielen Applikationen kostenlos für einige Wochen gelöst werden und sind eine gute Möglichkeit, um ein Gefühl für den Umgang zu bekommen, die Funktionalitäten zu testen und natürlich zu sehen, ob sie den erwarteten Nutzen bringen.
Massnahmen: die Qual der Wahl
Die Inhalte und Anwendungsfelder der Programme sind äusserst vielseitig. Für ein KMU ist es deshalb ratsam, die Wahl der Applikation mit den eigenen (Online-)Marketingzielen abzustimmen. Will man eher mit den Kunden in Dialog treten, sie über Neuigkeiten informieren oder den Umsatz steigern? Je nach Ziel eignen sich andere Massnahmen und entsprechend auch andere Applikationen. Einige Anwendungen beinhalten ein ganzes Portfolio an Instrumenten – beispielsweise Newsletter, Microsites, E-Coupons oder automatisierte SMS-Versände. Sie eignen sich für Unternehmen, die sich ohne Aufwand und je nach Situation spontan für ein Instrument entscheiden möchten. Andere Applikationen sind stärker spezialisiert und auf einen Zweck ausgerichtet – beispielsweise Anwendungen, die Inhalte auf Bildschirme bringen. Dabei werden Inhalte via Internet oder Mobilfunknetz auf Bildschirme in Schaufenstern, öffentlichen Gebäuden, Bussen oder Trams gespielt. Dieses Instrument eignet sich vor allem für Unternehmen, die ihr Angebot einem breiteren Publikum zugänglich machen möchten. Gerade KMU, die häufig lokal gebunden sind, können damit ihre Reichweite vergrössern. Da die Inhalte zudem geografisch und zeitlich äusserst genau geplant werden können, kann der Streuverlust klein gehalten werden.
Schnell reagieren
Der Vorteil all dieser Anwendungen ist, dass sie extrem schnell angepasst werden können. Spezielle Marketingaktionen können so im Gegensatz zu aufwendigen Print-Produktionen (Flyer, Plakate, etc.) innert Minuten umgesetzt werden. Spanien wurde Europameister? Am nächsten Tag ist die Spezial-Aktion auf spanische Oliven im Schaufenster platziert oder der E-Coupon online. Sobald die Aktion abgelaufen ist, wird der entsprechende Beitrag zeitnah gelöscht. Kurzfristige Aktionen sind somit ohne grossen Aufwand möglich. Weiterer Pluspunkt: Um die Inhalte zu erarbeiten, braucht man kein Vorwissen. Sobald man sich auf der Plattform eingeloggt hat, kann man ähnlich wie bei einer Powerpoint-Präsentation die Inhalte zusammenstellen. Viele Applikationen beinhalten gar Vorlagen, in die man nur noch Text- und Bildmaterial einfügen muss. Damit können die Kampagnen auch von Nicht-Marketingspezialisten professionell und wirkungsvoll umgesetzt werden.
Mit oder ohne Web 2.0?
Bevor man sich für eine Applikation entscheidet, sollte man sich aber noch über zwei weitere Punkte Gedanken machen. Erstens: die Zielgruppen. Möchte man neue Kunden gewinnen? Oder bestehende Kundenkontakte verwenden und allenfalls aus einer Datenbank importieren? Bei letzterem sollte man abklären, ob die Applikation Schnittstellen zur Verfügung stellt, die mit dem im Einsatz stehenden Adressverwaltungsprogramm kompatibel ist. Sonst wird der Bewirtschaftungsaufwand schnell zu gross. Wer noch keine Datenbank im Einsatz hat und lediglich kleinere Adressmengen verwendet, der kann die Adressdaten aber häufig auch in der Applikation manuell verwalten. Zweitens muss vor der Wahl klar sein, über welche Verteilkanäle man die Werbung streuen und ob man darin Web-2.0-Anwendungen einbeziehen will. Dies ist vor allem dann empfehlenswert, wenn man sich mit seinen Kunden austauschen möchte und Marketing nicht als reinen Push-Mechanismus versteht. Da sich das Web 2.0 durch Interaktion mit den Nutzenden auszeichnet, sollte sich nur auf diese Kanäle begeben, wer sich auf diesen Dialog einlassen will.
Facebook-Fans zum Kunden machen
Die meisten Marketing-Applikationen aus der Cloud haben in der einen oder anderen Form eine Anbindungsmöglichkeit an das Web 2.0. Häufig ist es so, dass – sobald die Inhalte auf der Internetseite erstellt sind – in einem zweiten Schritt der Ausgabekanal ausgewählt werden kann. Dort ist Facebook dann als Kanal genauso wählbar wie die eigene Webseite oder weitere angehängte Medien. Je nach Applikation können im Web 2.0 auch weitere Ideen realisiert werden, beispielsweise ein Online-Shop. Was komplex tönt, ist in einer schlichten Version bereits recht einfach umsetzbar. Sobald man mit der Applikation eine Microsite und ein Formular erstellen und diese in Facebook einbinden kann, ist eine Basis-Version des Online-Shops schnell umgesetzt. Und schon ist aus der physischen eine Online-Präsenz geworden und der adressierbare Kundenkreis wurde vergrössert.
Den Schritt wagen
Das letzte Beispiel zeigt, dass mit Kreativität, Ideenreichtum und Marketing-Applikationen aus der Cloud auch kleine Unternehmen erfolgreich Online-Marketing betreiben können – ohne explodierende Kosten und grosse Aufwände. Für die Auswahl der Applikation sollte man sich allerdings genügend Zeit nehmen. Da die Möglichkeiten sehr vielfältig sind, sind eine sorgfältige Evaluation und falls möglich auch eine Testphase empfehlenswert. Dann muss man aber den Schritt wagen. Denn für Online-Marketing gilt die gleiche Regel wie überall: Eigene Erfahrungen können durch die beste Vorbereitung nicht ersetzt werden.
Jürg Pauli ist Leiter Produktentwicklung im Geschäftsbereich KMU von Swisscom.