Manuela Schait sticht zwischen all den Männern am UMB-Standort in Volketswil heraus. Die 33-Jährige ist Teil eines Vierer-Teams im Network- und Security-Bereich und für Firewalls und Switches zuständig. Morgens fährt Schait jeweils früh mit dem Auto ins Büro. Zehn Minuten dauert die Fahrt aus dem benachbarten Dübendorf, wo sie aufgewachsen ist und auch heute wohnt. Wenig Aufsehen erregend liegt das UMB-Büro in einem Industriegebäude in Volketswil, den Lift beleuchtet schummriges Licht. Hinter den Bürotüren aber empfängt ein heller Eingangs- und Aufenthaltsbereich mit roten Sofas, Pflanzen, Gemälden, Baldachin über Tischen und Stühlen, moderner Kochecke. Die Teams werkeln nebenan in einem Grossraumbüro wie jedes andere, Tische stehen dicht beieinander. Manuela Schait stört das nicht – sie ist froh, wenn etwas läuft, und die Home-Office-Möglichkeit nimmt sie auch nicht in Anspruch, sagt sie.
Die hochgewachsene Frau lächelt sympathisch häufig, wenn sie über ihren Arbeitgeber spricht. «Bei meinem vorigen Job habe ich mir überlegt, ob IT wirklich das Richtige für mich ist», erzählt die ehemalige Swisscom-Mitarbeiterin. Die vorgegebenen Abläufe im grossen Konzern erlebte die motivierte Frau als einschränkend. Seit dem Jobwechsel zu UMB aber hat Schait wieder Spass an ihrer Tätigkeit. «Bei UMB kann ich selbstständig meine Ideen einbringen und Verantwortung übernehmen», erklärt die studierte Informatikerin. «Und es begeistert mich, immer wieder Neues zu lernen.» Kurz nach ihrem Start bei dem mittelständischen IT-Dienstleister vor zwei Jahren erlebte Schait etwa eine Situation, in der vor Ort bei einem Kunden ein Switch nicht lief – etwas, womit die Firewall-Expertin noch keine praktische Erfahrung hatte. «Kurz vorher hatte ich mir noch anschauen können, wie man sowas angehen kann», erinnert sie sich. «Und dann konnte ich das Problem tatsächlich mit diesem kleinen Wissen lösen. Darüber habe ich mich sehr gefreut.» Von Beginn an war Manuela Schait in Projekte involviert, konnte schnell mitunter auch internationale Projekte übernehmen,
eigenständig Entscheidungen treffen, sich weiterentwickeln. Und mittlerweile betreut sie als Security Engineer neben Firewalls tatsächlich auch Switches.
Rollenverteilung wie im Mannschaftssport
Der Geschäftsführer und Inhaber von UMB, Matthias Keller, ist überzeugt, dass es für den Unternehmenserfolg entscheidend ist, die richtigen Leute in den individuell richtigen Positionen zu beschäftigen. Diese Einstellung hat der ehemalige Profi-Eishockeyspieler aus dem Mannschaftssport mitgebracht. «Wir haben eine klare Vorstellung, wohin wir uns über die nächsten Jahre entwickeln möchten», führt der Betriebswirt aus, der bis zum Jahr 2000 beim EV Zug und HC Thurgau spielte. «Dazu planen wir einerseits entsprechende Schritte mit messbaren Zielen dahinter. Und andererseits überlegen wir uns, welche Rollen wir im Unternehmen brauchen, um die Massnahmen entsprechend umzusetzen.» Wenn diese benötigten Rollen definiert seien, käme dann die nächste Überlegung, sagt Keller: «Welcher Mensch passt am besten in welche Rolle, so dass er sie A optimal für den Unternehmenserfolg und die strategische Weiterentwicklung erfüllen kann, aber sich B auch persönlich optimal in seiner Rolle entfalten kann.» Genau diesen Grundsatz übernimmt Keller aus seiner Zeit als
Profisportler: «Es bringt nichts, wenn ich den Topstürmer zum Verteidiger mache und den Goalie zum Stürmer.»
So leitet Matthias Keller sein Team wie ein Trainer seine Hockeymannschaft. Und das sehr erfolgreich, das Unternehmen befindet sich auf Wachstumskurs. Seit dem Zusammenschluss mit dem IT-Dienstleiter Osys zählt das Schweizer Unternehmen 200 Mitarbeitende. Die Fusion wurde im Oktober 2014 bekannt, im Februar 2015 kam der physische Zusammenzug in Volketswil. «Ich denke, das wichtigste, damit so ein Zusammenschluss funktioniert und die Kulturen verschmelzen können, ist eine transparente Kommunikation und eine offene Feedback-Kultur», erklärt Keller. Er spricht aus Erfahrung; schliesslich war er es, der den Zusammenschluss der ehemaligen Paninfo mit UMB initiierte, als er gemeinsam mit einem Partner beide
Unternehmen im Jahr 2012 übernahm. Im gleichen Jahr wurde UMB erstmals als Great Place to Work ausgezeichnet. Keller, der 1999 als Praktikant zu Paninfo gestossen war, misst die Mitarbeiterzufriedenheit jedes Jahr über interne Befragungen. Die Resultate stellt der 40-Jährige dem ganzen Team zur Verfügung und definiert, welche zentralen Kritikpunkte verbessert werden können. «Wir sind überzeugt, dass das eines unserer strategischen Kernelemente sein muss, dass wir uns als Arbeitgeber auf dem Markt so positionieren können, um attraktiv genug zu sein, Fachkräfte für uns zu gewinnen», erklärt der in Baden lebende fünffache Familienvater. Denn auch wenn UMB das selbst gesteckte Ziel, die Fluktuationsrate jährlich unter 10 Prozent zu halten, bisher einhalten konnte – den Fachkräftemangel der Branche spürt das wachsende Unternehmen bei der Rekrutierung dennoch.
Kellers Art, sein Unternehmen zu führen sowie seine Überzeugung in punkto Mitarbeiterphilosophie wurde neben dem Sport noch durch eine in der Wirtschaft bekannte Person beeinflusst: «Wir richten unsere Strategie konsequent nach Kaplans Modell aus», verrät Keller. Dieses verinnerlichte er während seiner Weiterbildung an der Harvard Business School in Boston, die er nach dem abgeschlossenen BWL-Studium an der Universität Zürich absolvierte. Der erwähnte Balanced-Scorecard-Ansatz von Robert Kaplan und David Norton hebt insbesondere hervor, dass eine Balance zwischen harten Fakten wie Unternehmenszahlen und weichen wie der Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit von grosser Bedeutung für ein erfolgreiches Wirtschaften ist. Eben diese Mitarbeiterzufriedenheit erreicht Keller – seine Mitarbeitenden nennen ihn übrigens Matt – wiederum mit einem anderen Trumpf aus dem Mannschaftssport: den ausgelassenen Feiern nach Erfolgen. So wurde die Belegschaft nach der Great-Place-to-Work-Auszeichnung 2014 zu einer Party auf die Jucker Farm eingeladen. Es gibt jedes Jahr eine grosse Weihnachtsfeier für die Mitarbeitenden in Begleitung derer Partnerinnen und Partner, nach erfolgreichen Projektabschlüssen gemeinsame Essen und Apéros. Und zusätzlich Friday Evening Beers, die vom Unternehmen gesponsert werden.
Zusammenhalt unter Kollegen
Tatsächlich ist Manuela Schait nicht zuletzt durch eben solch ein Friday Evening Beer zu ihrem jetzigen Job gelangt. Vor acht Jahren hatte sie dabei – noch auf Partnerseite – Mitarbeitende des Unternehmens kennengelernt und war in Kontakt geblieben. Als ihre heutige Stelle besetzt werden sollte, bekam sie Nachricht und bewarb sich. Gleich nach der Vertragsunterzeichnung und noch drei Monate vor Arbeitsstart lud man Schait zum Mitarbeiterfest ein. «Ich durfte die Leute schon vorher kennen lernen, das machte den Einstieg einfacher, und ich freute mich darauf, anzufangen», erzählt Schait. Der positive erste Eindruck ist geblieben: «Der Zusammenhalt hier ist einmalig. So etwas habe ich noch nie erlebt.» Im Team hilft man sich gegenseitig, auch wenn man dafür mal länger bleiben muss, erzählt Schait. Wenn sie in einem für sie noch neuen Bereich unsicher ist, dann kann sie darauf zählen, Rückendeckung zu erhalten und ungeniert Fragen stellen. Auch Konflikte werden nicht unter den Tisch gekehrt, meint Schait, sondern gemeinsam angegangen. «Wenn einen etwas wirklich belastet, kann man immer direkt mit Matt reden», erzählt Schait. «Matt ist hier präsent und für uns da.»
In einem Unternehmen mit 13 Prozent Frauenanteil und überhaupt einer Branche mit wenig Frauenpräsenz zu arbeiten, daran hat sich die Informatikerin gewöhnt. «Im Studium habe ich gelernt, mit Männern und ihren Sprüchen umzugehen, habe Ellenbogen bekommen», grinst Schait. Und mittlerweile fände sie es richtig angenehm, mit Männern zu arbeiten. Es gäbe kein Gezicke, und Probleme würden offen angesprochen. Nur bei Kundenbesuchen muss sie sich als Frau doch manchmal länger Anerkennung erarbeiten als ihre männlichen Kollegen: «Manche Kunden finden es interessant und spannend, wenn eine Frau die Ansprechperson ist. Aber bei anderen muss man sich schon mehr beweisen.» Ein Teil von UMB ist Manuela Schait auf jeden Fall gerne. Das präsentiert die ebenfalls für Mannschaftssport Begeisterte auch in ihrer Freizeit: Sie fragte an, ob UMB ihr 2.-Liga-Volleyballteam VBC Kanti Limmattal sponsern würde. «Es hiess sofort: Ja klar, das machen wir», strahlt Schait. «Und jetzt haben wir das UBM-Logo auf unserem Trikot.»
UMBS Erfolgsfaktoren zum Nachahmen
- Rollen im Unternehmen nach den individuellen Stärken der Mitarbeitenden verteilen.
- Als Geschäftsleitung authentisch gegenüber den Mitarbeitenden auftreten.
- Neben Leistung auch das Feiern bei Erfolgen nicht zu kurz kommen lassen.
- Mitarbeiterzufriedenheit regelmässig überprüfen und zentrale Kritikpunkte ernst nehmen.
- Klare Ziele und Massnahmen transparent kommunizieren und im Nachhinein evaluieren; dabei auf eine Balance zwischen harten Fakten wie Umsatzzahlen und weichen wie der Mitarbeiterzufriedenheit achten.
So läuft es in «Great Place to Work»-Unternehmen
Die Schweizer Firmen Cisco, UMB und Q-Perior sind 2014 von ihren Mitarbeitenden als «Great Place to Work» ausgezeichnet worden. «Swiss IT Magazine» wirft in den kommenden Ausgaben einen Blick hinter die Kulissen des grossen, des mittleren und des kleinen Unternehmens: Was unterscheidet die Firmen von anderen, welche Philosophie leben die Führungskräfte vor, und fühlen sich die Mitarbeitenden tatsächlich einfach nur wohl? Zum Abschluss der Artikelreihe wird Michael Hermann, CEO von Great Place to Work, Tipps geben, wie auch andere Unternehmen zu einem Great Place to Work werden können.
Ausgabe Nr. 4, April 2015:
Cisco, der internationale Konzern
Ausgabe Nr. 5, Mai 2015:
UMB, das mittelständische Unternehmen
Ausgabe Nr. 6, Juni 2015:
Q-Perior, das kleine Unternehmen
Ausgabe Nr. 7/8, Juli 2015:
So wird ein Unternehmen ein Great Place to Work
(aks)